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By Reinhard Golz | November 17, 2014

Popov, N.; Wolhuter, C.; Skubic Ermenc; Hilton, G.; Ogunleye, J.; Chigisheva, O. (2014) (Eds.): Education’s Role in Preparing Globally Competent Citizens. BCES Conference Books. Volume 12. Sofia (Bulgaria): Bulgarian Comparative Education Society. (759 pages; ISBN 978-954-92908-4-4)

Die Bulgarische Gesellschaft für Vergleichende Erziehungswissenschaft (Bulgarian Comparative Education Society [BCES]) ist eine der aktivsten und produktivsten ihrer Art in Europa, und sie hat sich besonders seit 2002 mit jährlichen internationalen Konferenzen und Publikationen auch weltweit Anerkennung verschafft. Das ist vor allem das Verdienst ihres Vorsitzenden, Prof. Dr. habil. Nikolay Popov, seines Teams an der Universität Sofia und der internationalen Herausgeber: Charl Wolhuter (Südafrika), Klara Skubic Ermenc (Slowenien), Gillian Hilton and James Ogunleye (Großbtitannien), Oksana Chigisheva (Russland), Bruno Leutwyler (Schweiz) u.a. Unter der editorischen Leitung von Nikolay Popov entstanden inzwischen 12 Sammelbände mit Beiträgen von Vertretern der Vergleichenden (und historischen) Erziehungswissenschaft aus aller Welt. In diesem Kontext sei auch eine weitere Arbeit von Popov erwähnt: Попов, Н. [Popov, N.] (2014): Сравнително Образование. Учебник. [Comparative Education. A Textbook.] София: Бъларско дружество по сравнително образование.

Der nun vorliegende 760 (!) Seiten umfassende 12. Sammelband „Education’s Role in Preparing Globally Competent Citizens“ enthält sowohl Beiträge der XII. Jahreskonferenz der BCES, die im Juni 2014 in Sofia und Nessebar (Bulgarien) stattfand, als auch Beiträge der II. „International Distance Partner Conference“, die durch das „International Research Centre ‘Scientific Cooperation’“ in Rostov am Don (Russland) durchgeführt wurde. Außerdem wurden Beiträge aufgenommen, die im Oktober 2013 auf einem von der BCES organisierten internationalen vergleichend-erziehungswissenschaftlichen Symposium in Sofia diskutiert wurden. Der Band enthält in sieben thematisch gegliederten Teilen 103 Beiträge von 167 Autoren und Co-Autoren. Die Komplexität der Beiträge zeigt sich – wie schon in den vorherigen 11 Bänden – auch in dem nun vorliegenden 12. Band.   Aus der Sicht der Bildungssysteme werden alle Bereiche angesprochen, von der Vorschule über die Primarschule, die unterschiedlichen Stufen der Sekundarschule bis hin zur Höheren Bildung und Programmen der Doktorandenausbildung.Die Teile des Bandes sind wie folgt strukturiert. Im Teil 1 gibt es 11 Artikel zu Aspekten der Vergleichenden und Historischen Erziehungswissenschaft; Teil 2 enthält 20 Artikel über Probleme der Ausbildung und Weiterbildung der Lehrer sowie über Lern- und Lehrmethoden. Im Teil 3 gibt es 8 Beiträge zu Fragen der Bildungspolitik und des Schulmanagements. Teil 4 umfasst 23 Beiträge über höhere Bildung, lebenslanges Lernen und soziale Inklusion. Der umfangreichste Teil 5 enthält 28 Beiträge zu Strategien der Bildungsentwicklung in nationalen, regionalen und globalen Perspektiven. Die 5 Beiträge des Teils 6 beschäftigen sich mit gegenwärtigen internationalen Hauptrichtungen und Charakteristiken der Forschungsorganisation. Teil 7 schließlich widmet sich mit 8 Beiträgen der internationalen bildungswissenschaftlichen Kooperation bei der Lösung aktueller globaler Probleme („vom globalen Wettstreit zur weltweiten Integration“). Von den 103 Beiträgen sind 70 in englischer, 1 in spanischer und 32 (!) in russischer Sprache verfasst. Letzteres stellt freilich eine spezielle Herausforderung für jene Leser dar, die des Russischen unkundig, aber dennoch an bildungspolitischen und bildungswissenschaftlichen Diskussionen und Entwicklungen in Russland interessiert, und auf Übersetzungen angewiesen sind. Es ist zu wünschen, dass die englischen Übersetzungen der Titel, der Zusammenfassungen und der Schlüsselwörter, die jedem russischen Beitrag hinzugefügt wurden, interessierte Leser anregen, sich bestimmte Beiträge auch vollständig übersetzen zu lassen. Nicht zuletzt sind auch die den russischen Beiträgen angefügten Literaturlisten wertvoll für die auf Russland bezogene internationale bildungswissenschaftliche Transformationsforschung.

Nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Systeme in Mittel- und Osteuropa war das Interesse an der russischen Sprache sowie an russischsprachiger pädagogischer Literatur gesunken. Immer weniger deutsche Professoren der Pädagogik, aber auch der Politikwissenschaft, der Soziologie, der Psychologie usw. waren und sind in der Lage, russische Texte zu lesen und wissenschaftlich zu verarbeiten. In der pädagogischen Terminologie hatte sich die Kluft zwischen dem Russischen und den westlichen Sprachen nicht verringert (vgl. z.B. Golz, R. [2000]: Probleme des Vergleichs deutscher und russischer Fragestellungen der Pädagogik im gegenwärtigen Transformationsprozess. In: Humanisierung der Bildung. Moskau / Sotschi (in Russisch und Deutsch), Nr. 1/2000, S. 90-125.).

Russische Pädagogen haben im Allgemeinen gute Kenntnisse ausländischer pädagogischer Publikationen (vgl. Golz, R. [2013]: Comparative Pedagogy in Russia: Historic and Current Discourses. In: Wolhuter, C.; Popov, N.; Leutwyler, B.; Skubic Ermenc, K. [Eds.]: Comparative Education at Universities World Wide. Sofia: BCES, pp. 122-129.). Unter westlichen Pädagogen gibt es dagegen nur wenige Russland-Interessierte, die neben übersetzten Texten auch originalsprachige Literatur („aus erster Hand“) nutzen.

Vertiefte Kenntnis der historisch-pädagogischen und aktuellen bildungswissenschaftlichen und bildungspolitischen Entwicklungen in Russland ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Diskurs über Kooperationsmöglichkeiten mit Wissenschaftlern und Institutionen dieses Landes. Hier leistet insbesondere die Bulgarische Gesellschaft für Vergleichende Erziehungswissenschaft durch ihre Kooperation mit russischen Institutionen und mit ihren jährlichen internationalen Konferenzen durchaus Pionierarbeit.

Diese Konferenzen und die daraus hervorgehenden Publikationen sind immer auch geprägt durch ihren wirklich globalen Charakter. Das zeigt auch die beeindruckende Liste der Länder, aus denen die Autoren dieses Sammelbandes kommen: Armenien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Hong Kong, Indien, Irland, Israel, Italien, Kanada, Kasachstan, Kroatien, Lettland, Litauen, Mazedonien, Mexiko, Namibia, Niederlande, Nigeria, Österreich, Polen, Rumänien, Russische Föderation, Serbien, Slowenien, Südafrika, Spanien, Türkei, Ukraine, Ungarn, USA.

Eine Nennung der Namen der 167 (!) einzelnen Autoren und Co-Autoren sowie der Titel ihrer Beiträge würde den Rahmen dieser kurzen annotierenden Bemerkungen sprengen. Verwiesen werden kann jedoch auf die im Internet zur Verfügung gestellte diesbezügliche Übersicht, die mit der Eingabe des Buchtitels leicht auffindbar ist.

Bildungsentwicklungen in international-vergleichender Perspektive sind unerlässlich, wenn es darum geht, sowohl die positiven als auch die problematischen Seiten der Globalisierung und die Möglichkeiten der Mitgestaltung humanistischer und demokratischer globaler Entwicklungen im Bildungsbereich sichtbar zu machen und zu erweitern. Ein tieferes Verständnis der existierenden globalen, ökonomischen, technologischen, kulturellen, sozialen Zustände und Prozesse (Globalisierung) geht einher mit subjektiven Wahrnehmungen, Bewertungen, Haltungen und Einflussnahmen auf diese Prozesse (Globalismus). Das bezieht sich auf alle gesellschaftlichen Bereiche, wenngleich dem Bildungsbereich eine besondere Rolle zukommt. Dieser Sammelband bereichert die diesbezügliche internationale und vergleichende bildungswissenschaftliche Diskussion, die sich richtet auf ein tieferes Verständnis und auf die Stärkung von „Education’s Role in Preparing Globally Competent Citizens“.

Rezensiert von Prof. Dr. Reinhard Golz, Mitherausgeber von „International Dialogues on Education: Past and Present“. Homepage: www.reinhard-golz.de; Contact: reinhard@golz.tk

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